nachfolgend lesen Sie die Rede des Thüringer Ministerpräsidenten Bodo Ramelow anlässlich der Auszeichnung mit der Verdienstmedaille des Verdienstordens

 

Bodo Ramelow
Thüringer Ministerpräsident
Rede

 

REDE ANLÄSSLICH DER ÜBERGABE VON BUNDESVERDIENSTORDEN UND VERDIENSTMEDAILLEN


Dienstag, 17. November 2015, 15 Uhr
Erfurt, Thüringer Staatskanzlei

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

ich habe die Freude, in diesem Auszeichnungsreigen Herrn Bernd Müller aus Gera-Aga mit der Verdienstmedaille des Verdienstordens zu ehren.
Herr Müller ist einer der Dienstältesten ehrenamtlichen Bürgermeister in Thüringen. Er kann auf nunmehr 25 Jahre ununterbrochene Tätigkeit im Auftrag der Wählerinnen und Wähler zurückblicken. In dem Vierteljahrhundert seiner Amtszeit hat er Bleibendes für seine Gemeinde geleistet.

Als Bernd Müller 1990 zum ersten Mal das Bürgermeisteramt übernahm, konnte er nicht wissen, welche Herausforderungen auf ihn zukommen würden. Für die gesellschaftliche Transformation gab es eben keine Vorbilder und keine Lehrbücher. Keiner hatte den Übergang zu einer auf demokratischen Prinzipien basierenden Selbstverwaltung der Kommunen im politischen Windkanal erprobt. Bernd Müller wusste dennoch, dass rasch die Weichen für die Zukunft seiner Kommune gestellt werden mussten. Auf einer nur viertätigen Schulung in Nürnberg wurden ihm – im Schnelldurchgang – Grundkenntnisse in den Bereichen Bau, Soziales und allgemeine Verwaltung, Steuern, Kredite und Haushalt vermittelt. Mit diesem knappen Rüstzeug machte er sich daran, das Leben seiner Gemeinde grundsätzlich neu zu ordnen. Überall gab es Kärrnerarbeit zu leisten. Die Wohnungsverwaltung, der Haushalt, die Bildungseinrichtungen, soziale Dienste und das Friedhofswesen mussten neu strukturiert werden. Hinzu kam, dass sich die Strukturen in der Landwirtschaft als nicht tragfähig erwiesen und einer Neuausrichtung bedurften. Mit Tatkraft, Ideenreichtum und dem Willen, Kompromisse zu finden, ging er die zahlreichen Probleme der Gemeinde an und versuchte, daraus Chancen werden zu lassen.

Die Politik von Herrn Müller zielte darauf ab, eine starke mittelständische Wirtschaft aufzubauen durch eine leistungsfähige Landwirtschaft, durch Handwerk und Gewerbe, um den Bürgerinnen und Bürgern attraktive Zukunftsperspektiven bieten zu können. Zugleich kümmerte er sich um die stetige Verbesserung der Lebensbedingungen für die Menschen. Er war sich bewusst: Nur eine Gemeinde mit einer guten Infrastruktur und einem lebendigen gesellschaftlichen Leben wird den gesellschaftlichen Wandel meistern. Insbesondere dem Vereinsleben widmete er große Aufmerksamkeit. Denn Menschen wollen selbst aktiv werden und ihre Umgebung gestalten, sich einbringen, um den dörflichen Zusammenhalt zu stärken. In diesem Sinne ordnete das Vereinswesen neu und kann heute stolz auf eine reiche Brauchtumspflege in seiner Gemeinde blicken.
Die Bilanz der 25-jährigen Amtszeit von Bernd Müller fällt sehr positiv aus.
Aga ist heute eine attraktive Gemeinde, deren Einwohnerzahl – gegen den allgemeinen Trend – deutlich gestiegen ist. Es gibt eine Vielzahl von sanierten Höfen, eine florierende Landwirtschaft und ein reizvolles gesellschaftliches Leben, das von vielen Akteuren getragen wird.
Ich schätze das ehrenamtliche politische Engagement auf kommunaler Ebene, wie es Herr Müller vorlebt, weil dort Politik zum Anfassen gemacht wird. In den Gemeinden werden Entscheidungen getroffen, die den Lebensalltag der Bürgerinnen und Bürger direkt berühren, erleichtern, verbessern, schöner und vielfältiger machen. Für mich verkörpert Herr Müller den engagierten und klugen Politiker, der weite Wege für seine Heimatgemeinde geht und jeder Zeit ansprechbar ist. Glaubwürdige Politik braucht zuverlässige Politiker, bei denen Wort und Tat im Einklang stehen.

Einer davon ist Bernd Müller.

 

Sehr geehrter Herr Müller,
für Ihr 25-jähriges Wirken und Ihren unermüdlichen Einsatz für Aga darf ich Ihnen heute die Verdienstmedaille der Bundesrepublik Deutschland aushändigen. Verbunden damit ist der aufrichtige und tief empfundene Dank der Landesregierung für Ihre Arbeit.
Der Dank gilt natürlich auch Ihrer Frau und Ihrer Familie, die sie bei Ihrem Einsatz für die Gemeinde Aga tatkräftig unterstützen.

Getragen vom Wunsch, einen eigenen Beitrag zur Entwicklung der Gemeinde zu leisten, haben Sie vieles bewegt und angestoßen. Sie hatten die Möglichkeit, in einer für Ihre Gemeinde entscheidenden Entwicklungsphase die Weichen zu stellen. Dies ist Ihnen vorbildlich gelungen. Dafür haben Ihnen die Wählerinnen und Wähler wiederholt ihr Vertrauen ausgesprochen. Die Menschen schätzen Ihren Ideenreichtum und Ihre Fähigkeit zum Interessenausgleich.


Ich wünsche Ihrer Gemeinde, dass Gera-Aga Ihr Wissen und Können noch lange erhalten bleiben möge.