Gera „Unsere Seligenstädter hätten sicher die nächsten 100 Jahre keine neue Straße bekommen.“ Der Gera-Agaer Ortsteilbürgermeister Bernd Müller klingt zufrieden. Der Anlass legt es nahe, schließlich wurde gerade ein besserer Feldweg zwischen dem zu Aga gehörenden Ortsteil Seligenstädt und der Zeitzer Straße für rund 190.000 Euro instandgesetzt. Der Straßenabschnitt führt an der einstigen Sonderabfalldeponie Aga vorbei – was auch der Grund ist, weshalb es eben keine 100 Jahre bis zum Straßenbau brauchte.
Die Straße von Beginn an in das Deponie-Vorhaben mit eingepreist.
Beauftragt und bezahlt wurde der Straßenbau nämlich durch die Geraer Stadtwirtschaft GmbH, die seit Dezember ein Tochterunternehmen des Abfallwirtschaftszweckverbandes (AWV) Ostthüringen ist. Mit der Übernahme der Stadtwirtschaft GmbH von der Veolia-Tochter GUD Geraer Umweltdienste übernahm der AWV auch die seit 2017 ausgediente Sonderdeponie in Aga samt der notwendigen Sanierungs- und Rekultivierungsaufgaben – übrigens im „Tausch“ für eine benötigte Erweiterungsfläche für die AWV-Deponie in Untitz.
Die Ertüchtigung der Straße war von vorneherein mit eingepreist, sagt Dietmar Lübcke, Geschäftsleiter des AWV und Geschäftsführer der Stadtwirtschaft GmbH. Zum einen als Zufahrt zur Deponie für die noch anstehenden Baumaßnahmen, zum anderen aber auch als Geste für die „Nachbarn“, die über Jahre die Deponie Lübcke zuletzt in einem schlechten Zustand gewesen sei.
Gleich mit dem Erwerb der Deponie habe man sich der Sickerwasserproblematik angenommen, habe das Gelände mit Ton abgedeckt. Geplant ist außerdem der Bau eines Schutzdammes, „um die Deponie nach Süden dicht zu bekommen“. Dafür gab es bereits den notwendigen Flächentausch, und auch die neue Straße wird dann noch einmal für Lkw-Transporte benötigt.
1200 Meter langer Straßenabschnitt bekommt Asphaltdecke
Geras Bürgermeister Kurt Dannenberg (CDU), der zur Straßenübergabe den Oberbürgermeister als Stadtoberhaupt und als stellvertretenden AWV-Verbandsvorsitzenden vertrat, freute sich über die vielen positiven Facetten der von allen Verbandsräten getragenen Übernahme der Stadtwirtschaft. Eine Tochtergesellschaft im AWV – die erste und bislang einzige – könne sich perspektivisch als wertvoll erweisen. Mit der Reinigung der Glasplätze im Geraer Stadtgebiet hat die Stadtwirtschaft bereits ihre erste Aufgabe über die Sanierung der Sonderabfalldeponie hinaus erhalten.
Für Agas Ortsteilbürgermeister Bernd Müller ist die Deponie nun in guten Händen, und natürlich freut auch er sich über die ertüchtigte Straße. Gebaut hat sie die Hartmannsdorfer Tiwas Bau GmbH. Auf dem etwa 1200 Meter langen Abschnitt wurden rund 5000 Quadratmeter Asphalt verbaut, sagt Tiwas-Geschäftsführer Stefan Kirsch. Die Straße habe eine durchschnittliche Breite von 3,5 Metern plus Bankette, außerdem wurden zwei Ausweichstellen angelegt.